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Dimension 05 - Soziodemographische Merkmale

Welche soziodemographischen Merkmale weisen die Nutzenden auf?

Berufs-tätigkeit

Bildung

Geschlecht

Generation

Gemäß Prof. Dr. Michael Herczeg kann es für ein tiefgehendes Verständnis von Nutzenden und ihrem Verhalten hilfreich sein, den übergeordneten Lebenskontext und Lebensstil bestimmter Gruppen zu erfassen. Besonders wertvoll seien hierbei Milieustudien, „eine besondere Form der soziologischen ethnografischen Studie, die typische soziale Strukturen und Lebensweisen im räumlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontext beschreibt“ (vgl. Herczeg, 2018, S. 132). Solche Studien könnten wichtige Rückschlüsse auf das Technologie-Nutzungsverhalten ermöglichen. Die Beschreibung sozialer Milieus biete die Möglichkeit, umfassendere Lebenskontexte für die Techniknutzung zu erfassen, was in software-ergonomischen Fragestellungen oft aufschlussreicher sei als die reine Definition einzelner Benutzerklassen. Denn auf diese Weise ließen sich nicht nur isolierte Nutzergruppen bestimmen, sondern auch Nutzungsszenarien und Kontexte der alltäglichen Interaktion mit Technik innerhalb sozialer Strukturen untersuchen. (vgl. Herczeg, 2018, S. 132)

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstreicht diese Aussage und weist im Altersbericht Ältere Menschen und Digitalisierung - Erkenntnisse und Empfehlungen des Achten Altersberichts aus dem Jahre 2020 darauf hin, dass sich die digitale Kluft zwischen jüngeren und älteren Menschen zwar verringert hat, jedoch weiterhin bestehen bleibt. Während Personen in der Phase rund um den Ruhestand mittlerweile zu über 80 Prozent Zugang zum Internet haben, nimmt dieser Anteil bei Menschen ab Mitte 70 deutlich ab. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede innerhalb der Gruppe der älteren Menschen. Personen mit einem niedrigen oder mittleren Bildungsstand nutzen digitale Technologien seltener und weniger kompetent als jene mit höherer Bildung. Diese Bildungsunterschiede verstärken sich im höheren Alter zunehmend. (vgl. BMFSFJ, 2020, S. 13)

Laut diesem Bericht beeinflussen neben dem Bildungsstand auch frühere Berufs- und Technikbiografien die digitale Kompetenz älterer Menschen. Personen mit einer höheren formalen Bildung hatten in ihrem Berufsleben häufiger Berührungspunkte mit digitalen Technologien, was ihre spätere Nutzung im Alter begünstigt. (vgl. BMFSFJ, 2020, S. 13)

Zudem bestehen signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede: Während immer mehr ältere Frauen das Internet nutzen, lag ihr Anteil unter den über 80-jährigen Onlinern im Jahr 2018 bei lediglich 40 Prozent, obwohl sie in dieser Altersgruppe insgesamt zwei Drittel der Bevölkerung ausmachen. Dieser Unterschied lässt sich durch traditionelle Rollenbilder und die Berufsbiografien vieler Frauen erklären. Ältere Frauen waren oft gar nicht oder nur in geringerem Umfang erwerbstätig, insbesondere in technikfernen Berufen. Dies führte zu einem geringeren Einkommen und reduzierten finanziellen Ressourcen im Alter, was wiederum den Zugang zu digitalen Technologien erschwert. (vgl. BMFSFJ, 2020, S. 13)


Einen besonders hohen Anteil derer, die keinen Zugang zum Internet haben, findet man unter der Bevölkerungsgruppe der älteren Migranten. Dies ist primär auf einen niedrigen sozioökonomischen Status zurückzuführen, wird jedoch durch fehlende Deutschkenntnisse und Diskriminierung zusätzlich verstärkt. Auch infrastrukturelle Faktoren wie regionale Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten sowie zwischen den Bundesländern spielen eine Rolle bei der Nutzung digitaler Technologien. (vgl. BMFSFJ, 2020, S. 15)


Der im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und durch den Verein Initiative D21 e.V. durchgeführte D21-Digital-Index 2023/24 erfasst, in welchem Maß verschiedene Lebensbereiche bereits von der Digitalisierung durchdrungen sind und inwiefern Bürgerinnen und Bürger darauf vorbereitet sind, sich den Anforderungen dieses Wandels zu stellen. Dabei wird untersucht, ob unterschiedliche Bevölkerungsgruppen mit der digitalen Entwicklung Schritt halten und von ihr profitieren oder ob sie das Risiko einer digitalen Exklusion tragen. (vgl. Initiative D21 e. V., 2024, S. 2)

Den Grad der Digitalisierung in der deutschen Gesellschaft misst der Index anhand von vier zentralen Dimensionen: Zugang zur digitalen Welt, digitale Kompetenz, Grundeinstellungen zur Digitalisierung und Nutzungsverhalten. Diese Dimensionen erfassen sowohl die technischen als auch die sozialen und psychologischen Aspekte des digitalen Wandels, um ein umfassendes Bild der digitalen Teilhabe zu ermöglichen. Die vier Dimensionen fließen nicht zu gleichen Teilen in die Berechnung des Digital-Index ein, sondern werden unterschiedlich gewichtet. Die digitale Kompetenz hat den größten Einfluss auf den Index, gefolgt von der Grundeinstellung zur Digitalisierung. Die Dimensionen Zugang und Nutzungsverhalten haben das geringste Gewicht, da sie als eher begleitende Faktoren betrachtet werden. Insgesamt ergeben die Dimensionen eine Skala von 0 bis 100 Indexpunkten, wobei 0 für keinerlei Digitalisierung und 100 für eine vollständige Integration digitaler Technologien in alle Lebensbereiche steht. (vgl. Initiative D21 e. V., 2024, S. 13)


In einer Studie konnte deutliche Unterschiede im Digital-Index in Abhängigkeit von demografischen Merkmalen nachgewiesen werden. (vgl. Initiative D21 e. V., 2024, S. 18) Dabei wurden die folgenden Merkmale untersucht:

- Geschlecht (männlich, weiblich)

- Generation (Generation Z, -Y, -X, Babyboomer, Nachkriegsgeneration, Generation bis 1945)

- Bildung (niedrige-, mittlere-, hohe Bildung)

- Berufstätigkeit (mit Bürojob, ohne Bürojob, nicht berufstätig)

- Region (alte Bundesländer, neue Bundesländer)

 

In der Auswertung sind zum einen geschlechtsspezifische Unterschiede erkennbar. Männer haben mit 60 Indexpunkten einen etwas höheren Digital-Index als Frauen mit 56 Indexpunkten. Dies deutet darauf hin, dass Männer tendenziell stärker in die digitale Welt eingebunden sind. Die Generationenzugehörigkeit hat einen noch stärkeren Einfluss auf den Digital-Index. Die jüngeren Generationen weisen erwartungsgemäß die höchsten Digitalwerte auf: Generation Z (67) und Generation Y (66) nutzen digitale Technologien intensiver als ältere Generationen. Mit zunehmendem Alter nimmt der Digital-Index sukzessive ab, von Generation X (62) über die Babyboomer (56) bis hin zur Nachkriegsgeneration (47). Die älteste untersuchte Generation, also Menschen, die vor 1945 geboren wurden, erreicht mit 28 Indexpunkten den niedrigsten Wert. Dies unterstreicht die Bedeutung altersbedingter digitaler Ungleichheiten und zeigt, dass insbesondere ältere Menschen potenziell von gezielten Unterstützungsmaßnahmen profitieren könnten. Ein ähnliches Muster zeigt sich beim Bildungsniveau. Personen mit hoher Bildung (67 Indexpunkte) sind deutlich digitalaffiner als Menschen mit mittlerer (59) oder niedriger Bildung (46).  Auch die Berufstätigkeit spielt eine wesentliche Rolle. Menschen mit einem Bürojob (68 Indexpunkte) haben die höchste digitale Kompetenz, gefolgt von Personen ohne Bürojob (60 Indexpunkte). Wer nicht berufstätig ist oder war (50 Indexpunkte), hat hingegen deutlich geringere Werte. Dies legt nahe, dass der Arbeitsalltag einen erheblichen Einfluss auf den Umgang mit digitalen Technologien hat. Regionale Unterschiede sind ebenfalls erkennbar, wenn auch weniger ausgeprägt. In den alten Bundesländern (58 Indexpunkte) ist die Digitalisierung etwas stärker verbreitet als in den neuen Bundesländern (56 Indexpunkte). (vgl. Initiative D21 e. V., 2024, S. 18)

Quellen:


Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. (2020). Ältere Menschen und Digitalisierung: Erkenntnisse und Empfehlungen des Achten Altersberichts. Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Altersbericht der Bundesregierung. https://www.bmfsfj.de/resource/blob/159704/31d38e4cfca1d0757dba7bd09315aa78/achter-altersbericht-aeltere-menschen-und-digitalisierung-data.pdf


Herczeg, M. (2018). Software-Ergonomie: Theorien, Modelle und Kriterien für gebrauchstaugliche interaktive Computersysteme (4., erw. und aktual. Aufl.). De Gruyter Studium. De Gruyter Oldenbourg. https://doi.org/10.1515/9783110446869

Initiative D21 e. V. (2024). D21-Digital-Index 2023/2024: Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft. https://initiatived21.de/uploads/03_Studien-Publikationen/D21-Digital-Index/2023-24/d21digitalindex_2023-2024.pdf