Design Context Map

Design Context Map

Design Context Map

Dimension 04 - Technologieakzeptanz

Welcher digitalen Persona, definiert durch die Initiative D21 e.V., lassen sich die Nutzer zuordnen?

Digitale Vermeider

Digitale Mitte

Digitale Profis

Damit DiPA ihren pflegerischen Nutzen erfüllen können, ist es unerlässlich, dass sie auch tatsächlich im Pflegealltag von Pflegenden oder Pflegebedürftigen angewendet werden. Eine zentrale Voraussetzung dafür liegt in der Akzeptanz der Systeme durch die Nutzenden. (vgl. Künemund, 2015, S. 31)

Die Akzeptanz von Nutzenden gegenüber Technologien hängt direkt mit soziodemographischen Merkmalen zusammen, welche bereits in Kapitel 6.1.4 näher beschrieben und klassifiziert wurden. Auf der individuellen Ebene sind das persönliche Wertesystem, der Persönlichkeitstyp, die Resilienzfähigkeit sowie der Zugang zu Bildung und Sprache und der Einfluss öffentlicher Meinungen entscheidend für die Bereitschaft, Veränderungsprozesse anzunehmen und mitzugestalten, wie sie durch technische und digitale Transformationen angestoßen werden. (vgl. Klemm & Preutenborbeck, 2023, S. 86–87)


Das Technology Acceptance Model (TAM) von Fred D. Davis, aufgestellt 1985, ist ein theoretisches Modell, welches „die Auswirkung von Systemmerkmalen auf die Benutzerakzeptanz von computergestützten Informationssystemen darstellt (Übers. d. Verf.).“ (Davis, 1985, S. 2) Im Wesentlichen werden zwei Hauptmerkmale identifiziert. Die wahrgenommene Nützlichkeit sowie die wahrgenommene Benutzerfreundlichkeit. (vgl. Davis, 1989, S. 319–320) Klawunn et al. übertragen in ihrem Beitrag Auswahl und Einführung von Pflegetechnologien in Einrichtungen der Pflegepraxis diese zwei Faktoren des TAM auf Technologien in der Pflege. Damit eine digitale Anwendung von Pflegenden akzeptiert wird, muss sie gemäß den Autoren einen klaren Mehrwert im Alltag der Pflegekräfte bieten oder die Versorgung der Pflegebedürftigen verbessern. Gleichzeitig ist entscheidend, dass die Technologie einfach und sicher in den Pflegealltag integriert werden kann, unabhängig von technischen Vorkenntnissen. Dies bedeutet, dass die Bedienung möglichst intuitiv gestaltet sein sollte oder nach einer entsprechenden Einführung leicht zu erlernen sein muss. Darüber hinaus sind Sprach- und Kulturbarrieren innerhalb der heterogenen Gruppe der Pflegenden zu berücksichtigen. Eine visuelle Benutzerführung, beispielsweise durch Bildsprache, kann dabei helfen, Zugänglichkeit zu gewährleisten. Zudem wird in diesem Zusammenhang betont, dass Pflegende eine Technologie insbesondere dann positiv bewerten, wenn sie entweder leicht zu bedienen oder schnell erlernbar ist. (Klawunn et al., 2021, S. 45)

Prof. Dr. Michael Herczeg, beschreibt eine Methode zur benutzergerechten Systemgestaltung, bei der Benutzer anhand ihres Erfahrungsstands klassifiziert werden, anstatt individuelle Nutzergruppen zu berücksichtigen. Dabei spiegelt der Erfahrungsstand den Entwicklungsstand des mentalen Modells eines Benutzers wider. Die grundlegende Klassifizierung umfasst unerfahrene Benutzer, die gerade beginnen, ein System kennenzulernen, Routinebenutzer, die es regelmäßig und intensiv nutzen, Experten, die es in vollem Umfang beherrschen sowie Gelegenheitsbenutzer, die es nur selten verwenden und daher keine Routine entwickeln. Da sich der Erfahrungsstand im Laufe der Nutzung verändert, empfiehlt der Autor interaktive Systeme so zu gestalten, dass Benutzer verschiedene Nutzungsstufen durchlaufen können. Eine Möglichkeit besteht darin, Systeme mit gestuften Funktionalitäten zu entwickeln, bei denen ein grundlegender Funktionskern bereitgestellt wird, den die Nutzer nach Bedarf erweitern können. Dadurch wird eine niedrige Einstiegsschwelle geschaffen, während gleichzeitig eine hohe Entwicklungsmöglichkeit gegeben ist. Nutzer können sich dadurch schrittweise mit dem System vertraut machen, ohne überfordert zu werden. (Herczeg, 2018, S. 127–128)


Der D21-Digital-Index 2023/24 klassifiziert die Technikakzeptanz und -kompetenz anhand einer Typologie, die unterschiedliche Gruppen innerhalb der Gesellschaft im Hinblick auf ihren Umgang mit Digitalisierung in Form von sechs Digitalen Personas beschreibt. Dabei wird nicht nur das digitale Nutzungsverhalten betrachtet, sondern auch Einstellungen zur Digitalisierung, strukturelle Zwänge sowie wahrgenommene Belastungen (vgl. Initiative D21 e. V., 2024, S. 15). Die sechs Personas werden in drei Hauptgruppen der digitalen Gesellschaft eingeteilt. Personen mit einem Wert zwischen 0 und 40 Indexpunkten werden als Digitale Vermeider*innen klassifiziert. Die Digitale Mitte umfasst Indexwerte zwischen 41 und 70. Personen mit einem Wert ab 71 Punkten gehören zu den Digitalen Profis.  Zu den Digitalen Vermeider*innen zählen Personen, die kaum oder gar nicht mit der Digitalisierung vertraut sind. Sie verfügen über minimale Digitalkompetenzen und nehmen eine distanzierte Haltung zur digitalen Transformation ein. Besonders ausgeprägt ist dies bei den Genügsamen Verdränger*innen, die mittlerweile die kleinste Gruppe bilden und sich kaum mit digitalen Technologien beschäftigen. Auch die Zufriedenen Aussitzer*innen gehören zu den Digitalen Vermeider*innen. Sie nutzen das Internet zwar, haben aber wenig Interesse, ihre digitalen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Ihnen ist bewusst, dass digitale Kompetenzen zunehmend wichtiger werden, doch ihre Resilienz gegenüber dem digitalen Wandel reicht nicht aus, um ihre digitale Affinität zu steigern. Die Digitale Mitte, die etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmacht, spaltet sich in zwei Gruppen auf. Die Ablehnende Mitte tritt der Digitalisierung skeptisch gegenüber, während die Aufgeschlossene Mitte vor allem Chancen in der digitalen Transformation sieht und Eigenverantwortung für ihre digitale Entwicklung übernimmt. In der Ablehnenden Mitte zeichnet sich ein deutlicher digitaler Rückzug ab, was sich in kritischeren Grundeinstellungen äußert und ihre Resilienz sinken lässt. Im Gegensatz dazu sind Teile der Aufgeschlossenen Mitte in ihrer digitalen Kompetenz gewachsen und haben sich den Digitalen Profis angeschlossen. Etwa ein Drittel der Bevölkerung zählt zu den Digitalen Profis, die sich durch eine intensive Nutzung digitaler Technologien und hohe digitale Kompetenzen auszeichnen. Innerhalb dieser Gruppe lassen sich Ambivalente Profis identifizieren, die trotz ihrer hohen Digitalität eine gespaltene Haltung zur Digitalisierung haben. Im Gegensatz dazu stehen die Zuversichtlichen Profis, die optimistisch und chancenorientiert eingestellt sind (vgl. Initiative D21 e. V., 2024, S. 14–17) . Da es sich bei dem D21-Digital-Index um eine jährlich erhobene und fortlaufende Studie handelt werden die genannten Personas als Parameter der Dimension herangezogen und entsprechend in Abbildung 12 dargestellt.

Quellen:


Davis, F. D. (1985). A TECHNOLOGY ACCEPTANCE MODEL FOR EMPIRICALLY TESTING NEW END-USER INFORMATION SYSTEMS: THEORY AND RESULTS [Thesis Ph. D.]. Massachusetts Institute of Technology, Massachusetts. http://hdl.handle.net/1721.1/15192

Davis, F. D. (1989). Perceived Usefulness, Perceived Ease of Use, and User Acceptance of Information Technology. MIS Quarterly(13), Artikel 3. https://www.researchgate.net/publication/200085965_Perceived_Usefulness_Perceived_Ease_of_Use_and_User_Acceptance_of_Information_Technology


Herczeg, M. (2018). Software-Ergonomie: Theorien, Modelle und Kriterien für gebrauchstaugliche interaktive Computersysteme (4., erw. und aktual. Aufl.). De Gruyter Studium. De Gruyter Oldenbourg. https://doi.org/10.1515/9783110446869

Initiative D21 e. V. (2024). D21-Digital-Index 2023/2024: Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft. https://initiatived21.de/uploads/03_Studien-Publikationen/D21-Digital-Index/2023-24/d21digitalindex_2023-2024.pdf


Klawunn, R., Walzer, S., Zerth, J., Heimann-Steinert, A., Schepputat, A., Forster, C., Müller, S., Sebastian, Dierks, M.‑L. & Krick, T. (2021). Auswahl und Einführung von Pflegetechnologien in Einrichtungen der Pflegepraxis: Beitrag 4. In U. Bettig, M. Frommelt, H. Maucher, R. Schmidt & G. Thiele (Hrsg.), Gesundheitswesen in der Praxis. Digitalisierung in der Pflege: Auswahl und Einsatz innovativer Pflegetechnologien in der geriatrischen Praxis (1. Auflage). medhochzwei Verlag.


Klemm, M. & Preutenborbeck, J. (2023). Akzeptanz und Gelingensfaktoren: Einführung innovativer technischer und digitaler Produkte: Ein Praxisbericht aus dem Pflegepraxiszentrum Nürnberg. In K. Weber, S. Haug, N. Lauer, C. Mohr, A. Pfingsten, G. Raptis & G. Bahr (Hrsg.), Digitale Technik für ambulante Pflege und Therapie II (S. 83–98). transcript Verlag. https://doi.org/10.14361/9783839467275-008


Künemund, H. (2015). Chancen und Herausforderungen assistiver Technik: Nutzerbedarfe und Technikakzeptanz im Alter. Technikfolgenabschätzung – Theorie und Praxis, 24(2), 28–35. https://www.tatup.de/index.php/tatup/article/view/473/812