Dimension 09 - Körperlich-Räumlicher Kontext der Anwendung
In welchem körperlich-räumlichen Kontext, nach Prof. Dr. rer nat Herzceg, operiert die DiPA?
Michael Herczeg von der Universität zu Lübeck benennt in seinem Buch SOFTWARE-ERGONOMIE den körperlich-räumlichen Kontext als eine von drei wesentlichen Kontextformen, die es bei der Analyse von Arbeitssystemen zu betrachten gilt. (vgl. Herczeg, 2018, S. 65)
Herczeg definiert körperlich-räumliche Kontexte als entscheidend für die Eignung und Gestaltung von Arbeitsmitteln, insbesondere von Computersystemen. Diese Kontexte, die stark von räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten sowie der Einbeziehung des menschlichen Körpers geprägt sind, lassen sich schalenartig vom Körper ausgehend strukturieren:
1. Implantate und Körperkontexte umfassen im und direkt am Körper installierte Systeme.
2. Intelligente Kleidung (Wearables) bezeichnet interaktive Systeme, die in oder an der Kleidung integriert sind.
3. Arbeitsplatzsysteme und Tangible Media beziehen sich auf interaktive, greifbare Systeme im unmittelbaren Arbeitsbereich des Nutzenden.
4. Ambiente Systeme und Raumkontexte beschreiben eingebettete Systeme, die im Arbeitsraum oder Fahrzeug platziert und meist unsichtbar sind.
5. Mobile Systeme und mobile Kontexte sind durch die Mobilität der Nutzenden geprägt und umfassen räumliche Strukturen wie Gelände, Städte oder Regionen.
6. Globale Systeme und globale Kontexte stehen für weltweit verfügbare Computer- und Netzdienstleistungen, die universell und nutzerfreundlich gestaltet sein müssen.
Marina Fotteler und Felix Holl beschreiben in ihrem Beitrag Wearables und Apps für Pflegebedürftige im Sammelwerk Digitale Innovationen in der Pflege sowohl funktionelle als auch physische Anforderungen, die für die Nutzung von Hardwaregeräten im Zusammenhang mit einer DiPA essenziell sind. (vgl. Fotteler & Holl, 2024, S. 206–209) Hinsichtlich der funktionellen Aspekte heben sie hervor, dass der Funktionsumfang den spezifischen Anforderungen gerecht werden sollte, ohne dabei unnötige Komplexität zu erzeugen. Sie betonen, dass eine höhere Funktionalität nicht nur mit steigenden Kosten einhergeht, sondern auch die Bedienbarkeit erschweren kann. Die Inbetriebnahme sollte möglichst unkompliziert sein, da aufwendige Installationsprozesse das Fehlerrisiko erhöhen und zusätzliche Kosten verursachen können. Zudem wird die Verlässlichkeit der erfassten Gesundheitsparameter als entscheidend angesehen, insbesondere wenn Laien die Geräte bedienen. Eine hohe Messgenauigkeit kann durch eine CE-Zertifizierung oder unabhängige wissenschaftliche Studien belegt werden. Auch die Stabilität des Betriebs sei ein relevanter Faktor, da Geräte, die regelmäßig Abstürze oder Fehlermeldungen verursachen, eine geringe Akzeptanz erfahren. Die Autoren betonen zudem die Bedeutung der Nutzerfreundlichkeit, die durch eine intuitive Bedienbarkeit, gut erkennbare Tasten, eine angemessene Schriftgröße sowie kontrastreiche Farben für Menschen mit Seheinschränkungen gewährleistet werden sollte. Sie sehen Sprachassistenzsysteme als potentielle Unterstützung, merken jedoch an, dass diese oft mit ungeklärten Datenschutzfragen verbunden sind. (vgl. Fotteler & Holl, 2024, S. 206–207)
Auch die physischen Anforderungen werden als zentrale Einflussfaktoren betrachtet. Die Eigenständigkeit eines Geräts spielt insbesondere dann eine Rolle, wenn zusätzliche Endgeräte wie Smartphones oder Tablets erforderlich sind. In diesen Fällen sei sicherzustellen, dass die Datenübertragung zuverlässig funktioniert und weniger technikaffine Nutzer gegebenenfalls Unterstützung erhalten. Ebenso wird die Optik und der Tragekomfort als bedeutend für die Akzeptanz bewertet, da Geräte, die als stigmatisierend empfunden werden, möglicherweise weniger genutzt werden. Gleichzeitig sollten sie einfach anzulegen und angenehm zu tragen sein. Die Autoren weisen zudem auf die Notwendigkeit einer hohen Robustheit hin, da viele dieser Geräte täglich genutzt werden und daher widerstandsfähig gegenüber Kratzern, Stürzen oder Feuchtigkeit sein müssen. Dies sei besonders in professionellen Pflegeumgebungen relevant, in denen mehrere Personen dasselbe Gerät verwenden. Schließlich betonen sie, dass eine ausreichende Akkulaufzeit für eine regelmäßige Nutzung erforderlich ist, wobei sowohl die Laufzeit als auch die Ladezeit und die Benutzerfreundlichkeit des Ladevorgangs berücksichtigt werden sollten. Geräte mit langen Ladezeiten oder komplizierten Anschlüssen könnten die Nutzung erschweren und dadurch die Akzeptanz verringern. (vgl. Fotteler & Holl, 2024, S. 208–209)
Quellen:
Fotteler, M. & Holl, F. (2024). Wearables und Apps für Pflegebedürftige. In W. Swoboda & N. Seifert (Hrsg.), DIGITALE INNOVATIONEN IN DER PFLEGE (S. 195–216). SPRINGER-VERLAG BERLIN AN.
Herczeg, M. (2018). Software-Ergonomie: Theorien, Modelle und Kriterien für gebrauchstaugliche interaktive Computersysteme (4., erw. und aktual. Aufl.). De Gruyter Studium. De Gruyter Oldenbourg. https://doi.org/10.1515/9783110446869